Paweł Grabas ist beruflich Finanzcontroller bei PCC MCAA, aber auch ein Mensch, in dessen Armen große Kräfte stecken. Er ist immer gut gelaunt und freundlich, aber kaum jemand weiß, dass er einer noch recht unbekannten Sportart frönt: dem Armwrestling. Lernen Sie einen weiteren Mitarbeiter unserer Unternehmensgruppe kennen!
Armwrestling ist in Polen eine etwas exotische Sportart. Erzähl uns ein wenig darüber.
Eine exotische Disziplin? Ja und Nein. Armwrestling ist eigentlich nichts anderes als Armdrücken. Und das tun die Menschen schon seit der Antike. Die ersten Erwähnungen gehen auf die römischen Legionen zurück, in denen die Männer auf diese Weise die Hierarchie in der Truppe festlegten. In der professionellen Form, die als Sportart gilt, kommt Armwrestling aus den USA, wo Mitte des 20. Jahrhunderts die ersten offiziellen Wettkämpfe stattfanden. Seither haben sich die Regeln mehrfach geändert. Die wichtigste Änderung ist allerdings, dass wir im Stehen gegeneinander antreten. Als Geburtsjahr des Armwrestlings in Polen gilt das Jahr 1999, als ein Duell Polen-Ukraine stattfand, das Polen leider verlor. 1999-2000 wurde der Polnische Armwrestling-Verband ins Leben gerufen, der in diesem Jahr die bereits 18. Polnische Meisterschaft durchgeführt hat. Beim Armdrücken werden sowohl das Training als auch die Wettkämpfe sehr professionell an Spezialgeräten durchgeführt, und oft sind Details erfolgsentscheidend. Als exotische Sportart für Polen kann man Armwrestling meiner Meinung nach aber nicht bezeichnen, denn die Slawen sind weltweit führend in dieser Disziplin, und es gibt derzeit in unserem Land mehrere Weltmeister. Insgesamt gibt es in Polen mehrere Hundert Athleten. Die Wettkämpfe finden in Gewichts- und Alterskategorien statt.
Du hast bei den Polnischen Meisterschaften eine Medaille gewonnen. Herzlichen Glückwunsch! (Bitte erzähl uns etwas über diesen Wettkampf).
Vielen Dank! Ich tue, was ich kann – und das ist das Ergebnis von fünf Jahren anstrengendem Training. Die Meisterschaft fand diesmal in Cieszyn statt. In diesem Jahr war die Meisterschaft sehr anspruchsvoll mit recht vielen Athleten in meiner Kategorie und der Rückkehr ehemaliger Meister. Ein zehnfacher Polnischer Meister in dieser Kategorie musste zum ersten Mal überraschend ohne Medaille nach Hause fahren. Vor dem Wettkampf galt ich als einer der Favoriten, weil ich bei internationalen Wettbewerben in Tschechien zwei Goldmedaillen gewonnen hatte, aber die Rivalen erwiesen sich als sehr stark. Ich schaffte es, mit dem rechten Arm eine Silbermedaille herauszuholen, mit links reichte es leider nicht für eine Medaille. Obwohl ich Lust hatte, insbesondere mit dem linken Arm noch mehr zu erreichen, bin ich trotzdem zufrieden, weil Silber für mich ein kleiner Schritt nach oben ist, nachdem ich letztes Jahr zweimal Bronze gewonnen hatte. Außerdem freue ich mich, dass ich ohne eine Verletzung heimfahren und praktisch nach einer Woche wieder anfangen konnte zu trainieren.
Wie hast du dich ausgerechnet in diesen Sport verliebt?
Das war bei einem Amateur-Turnier im ersten Studienjahr an meiner Hochschule. Ich habe es schon in der Schule geliebt, auf der Bank Armdrücken mit meinen Schulfreunden zu machen und war dabei ganz gut, obwohl das, wie ich bei den Wettkämpfen schnell lernte, mit echtem Armwrestling wenig zu tun hatte. Das Turnier war ein reiner Amateur- Wettkampf, fand aber an einem professionellen Tisch und mit professionellen Schiedsrichtern statt. Es war ein OPEN-Turnier, das heißt ohne Einteilung in Gewichtskategorien, und ich war mit nur 59 kg mit Abstand der Leichteste und hatte eigentlich nie intensiv im Fitnessstudio trainiert. Meinen ersten Kampf gegen einen viel größeren Gegner verlor ich (beim Wettkampf verliert man, wenn man zweimal hintereinander geschlagen wird), und ich dachte mir, dass ich die Gegner durch Kraft nicht besiegen kann, sondern stattdessen mit dem Kopf arbeiten muss. Das funktionierte. Alle weiteren Duelle gewann ich – auch die Revanche gegen meinen Bezwinger aus dem ersten Kampf – und gelangte ins Finale. Ich kam gegen viel größere und stärkere Rivalen auf den zweiten Platz, und das gefiel mir sehr. Seither trainiere ich nur noch für diese Sportart – hauptsächlich im Fitnessstudio und beim Sparring. „Verliebt“ habe ich mich in diese Sportart aus mehreren Gründen: Ich liebe es, im Wettstreit zu stehen und zu beobachten, wie schwere, mühevolle Arbeit sich auszahlt, aber auch den Fakt, dass „nicht die Kraft, sondern die Technik den Meister macht“, das heißt, dass der Einsatz des Kopfes genauso wichtig ist wie die Kraft.
Wie sieht Dein Training aus?
Ich ändere mein Training häufig, aber wenn nichts dazwischen kommt, trainiere ich dreimal pro Woche im itnessstudio – rund 2,5 Stunden vor allem spezielles Krafttraining und nach dem Training Sparring mit den lubkameraden. Jeden Morgen beginne ich mit einer leichten Aufwärmrunde auf der Matte. Ich mache aber auch keinen Bogen um allgemeine Kraftübungen oder andere Aktivitäten wie Laufen, Mannschaftssportarten oder Klettern. Überhaupt bin ich sehr sportbegeistert. Spezielle Armwrestling-Übungen können auf den ersten Blick sehr erkwürdig oder geradezu lustig aussehen, da dabei häufig kleine Muskeln in konkreten Winkeln trainiert werden.
Braucht man für dein Training eine spezielle Diät?
Ich habe in meinen fünf Trainingsjahren eine restriktive Diät ausprobiert, aber generell ist keine besondere Diät erforderlich. Zumindest halte ich keine ein – ich versuche, gesund zu essen, und es kommt nicht oft vor, dass ich mir etwas verbiete. Zum Glück hat das bei meinem noch jungen Stoffwechsel keine Auswirkungen auf meine Form. Diätzeiten sind in der Regel nur die beiden Wochen vor einem Wettkampf, wenn ich das Gewicht regele, um in die richtige Gewichtsklasse zu kommen.
Wie sieht deine Arbeit bei PCC MCAA aus? (Beschreibe bitte, seit wann du dort arbeitest, in welcher Stellung und was diese Stellung mit sich bringt)
Ich bin seit zwei Jahren Finanzcontroller bei PCC MCAA. Das war für mich eine sehr erfüllende Zeit, in der ich viel gelernt, mich im Konzern eingelebt und Kollegen aus vielen Abteilungen kennengelernt habe. Ich versuche, meine Arbeit so gut wie möglich zu machen, und verlange oft mehr von mir, als andere von mir erwarten. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, sind meine Aufgaben sehr vielfältig und haben vor allem mit Finanzen zu tun, weshalb damit eine recht hohe Verantwortung verbunden ist. Die Arbeit in dieser Stellung ist häufig mit Stress und Zeitdruck verbunden. Ich habe jedoch einen sehr gelassenen Charakter und kann auch unter Druck effektiv und mit kühlem Kopf arbeiten. Ich kann sagen, dass ich Glück hatte, denn meine Arbeit macht mir Spaß, und das können wahrscheinlich nicht viele Leute von sich sagen.
Womit verbringst du deine Freizeit?
Ich habe nicht viel Freizeit. Ich wohne in Wrocław und muss recht früh aufstehen, um mit dem Zug pünktlich auf Arbeit zu sein. An den Trainingstagen fahre ich mit dem Zug von der Arbeit direkt ins Fitnessstudio und komme zwischen 20 und 21 Uhr nach Hause. Nach dem Essen bleibt dann nicht mehr viel Freizeit. An den Tagen, an denen ich nicht trainiere, komme ich kurz vor 18 Uhr nach Hause und habe dann rund 4 Stunden Freizeit am Abend. Am meisten Freizeit habe ich am Wochenende. Ich versuche, meine freie Zeit vor allem für die physische und psychische Erholung optimal zu nutzen. Ich treibe Freizeitsport, investiere an der Börse, verbringe Zeit mit meiner Partnerin und denke darüber nach, ein eigenes Geschäft mit der Bienenzucht aufzubauen.
Du arbeitest in einem Großunternehmen, treibst Kraftsport und willst in Zukunft ins Imkereigeschäft einsteigen. Was fasziniert dich an der Bienenzucht?
Bienen sind mein kleines Hobby. In meiner Familie züchten alle Männer schon seit mehreren Generationen Bienen. Auch ich habe von Kindesbeinen an bei der Arbeit mit den Bienen geholfen und verfüge daher über das nötige Wissen über diese Tiere sowie über die Produkte der Bienen und deren Qualität. Das Leben hat mich gelehrt, das die Arbeit it Bienen nicht nur gesund ist, sondern auch ein sehr einträgliches Geschäft, da die Nachfrage nach diesen Produkten und die Preise sehr hoch sind. Ich denke, wenn ich meine Finanz-und meine Imkerei-Kompetenzen zusammenführe, kann ich etwas Interessantes auf die Beine stellen. Außerdem ist die Bienenzucht eine sehr angenehme Beschäftigung, und die Bienen sind faszinierende Geschäfte, die jeden in Staunen versetzen können und über die ich stundenlang erzählen könnte.
Deine sportlichen Pläne für die nähere Zukunft?
Im Inland fehlt mir zur Erfüllung meiner Träume immer noch eine Goldmedaille bei den Polnischen Meisterschaften. Alle anderen Farben habe ich schon, darüber hinaus alle Medaillenfarben des Polen-Pokals und einige Medaillen von anderen Turnieren im Inland. Polnischer Meister zu werden ist mein Ziel, und ich hoffe, dass es schon im kommenden Jahr so weit sein wird. Ich denke auch darüber nach, in diesem Jahr bei der Weltmeisterschaft anzutreten, da ich mich mit Silber dafür qualifiziert habe. Auch würde ich im kommenden Jahr gern bei einem hochkarätigen internationalen Turnier in der Slowakei antreten. Ich bin außerdem lizenzierter Schiedsrichter und Trainer für Armwrestling und möchte mich gern auch in dieser Hinsicht verwirklichen und diesen schönen Sport voranbringen.
Falls jemand Lust hat, sich in diesem Sport auszuprobieren – herzlich willkommen!